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Hausaufgaben – Probier’s mal mit Gemütlichkeit!

Hausaufgaben - Probier's mal mit Gemütlichkeit

Hausaufgaben sind DAS Stressthema Nummer 1, wenn es um das Thema Schule geht. In vielen Familien findet tagtäglich ein (Überlebens-)Kampf um die Hausaufgaben statt: Tränen fließen. Streit dominiert. Verzweiflung kommt auf. Ratlosigkeit herrscht. Damit wird die Eltern-Kind-Beziehung auf extremste belastet. Viele Kinder sind gefrustet und die Eltern ratlos.
Da kann man auf die Überschrift: „Probier’s mal mit Gemütlichkeit!“ nur mit Zähneknirschen reagieren. Verständlich. Dennoch möchte ich mit diesen Artikel Mut machen, der oft eingefahrenen Hausaufgabensituation mal mit Gemütlichkeit zu begegnen. Dazu habe ich 5 Tipps für mehr Leichtigkeit bei der Hausaufgabenbewältigung zusammengetragen. Natürlich ist jedes Kind einzigartig und jede Familie anders und es gibt leider kein Patentrezept. Schaut welche Anregungen für eure Situation passen und nutzt die Gelegenheit sie jetzt nach den Sommerferien einfach mal auszuprobieren.

1. Hausaufgaben müssen nicht direkt nach der Schule erledigt werden! Probier’s mal mit einer Pause!

Viele Eltern bestehen darauf, dass die Hausaufgaben direkt nach der Schule gemacht werden. Damit das Thema vom Tisch ist oder damit danach noch Zeit zum Verabreden oder für Hobbys ist.
Bei vielen klappt das auch wunderbar, aber wenn Hausaufgaben ein Kampf sind, kann es helfen einmal zu schauen, ob das Problem daran liegt. Für Kinder ist Schule harte Arbeit! Sie sind nach der Schule zu Recht kaputt. Es ist vielleicht auch viel passiert, was erstmal verarbeitet werden muss. Da wundert es nicht, dass Kinder beim Thema Hausaufgaben mit Ablehnung reagieren und dicht machen.
Von daher schaut einmal was euer Kind nach der Schule braucht:  Ein bisschen Ruhe? Oder Bewegung? Raum zum Erzählen? Probiert es mal mit einer Pause nach der Schule!
Wenn die Kinder dann Zeit bekommen haben, um runterzufahren, ist der Kopf freier und sie können sich viel besser auf ihre Hausaufgaben einlassen. Selbst wenn das heißt, dass die Hausaufgaben erst abends gemacht werden. Ein Versuch ist es wert.

2. Hausaufgaben müssen nicht am Schreibtisch erledigt werden! Probier’s mal mit einer guten Lernumgebung!

Wir haben die Vorstellung, dass Kinder am Schreibtisch in ihrem Zimmer alleine Hausaufgaben machen. Schließlich sollen sie ja selbstständig werden, aber Kinder lernen am besten in einer guten Lernumgebung. Wie diese aussieht, ist sehr individuell. Probiert mit euren Kindern ihre persönliche Lernumgebung, in der sie sich wohlfühlen, zu finden:

  • Sitzen ist eine der ungesündesten Körperhaltungen überhaupt. Also warum sollen Kinder ihre Hausaufgaben im Sitzen machen? Lasst sie ihre Hausaufgaben ruhig auf den Boden liegend, auf den Knien, im Schneidersitz oder im Stehen machen.
  • Viele Kinder möchten auch einfach nicht alleine in ihrem Zimmern sein. Es ist daher vollkommen in Ordnung, wenn die Hausaufgaben in der Küche, Wohnzimmer, Papas Büro oder im Sommer auch draußen erledigt werden. Welchen Lieblingsort hat euer Kind?
  • Zu einer guten Lernumgebung gehört für viele Kinder auch Musik. Auch wenn wir uns nicht vorstellen können, dass man sich dabei noch konzentrieren kann. Musik kann beim Lernen helfen. Viele schweifen aber auch ab und werden davon zu sehr abgelenkt. Also, einfach mal ausprobieren.

Lasst eure Kinder doch einfach mal Hausaufgaben machen wie und wo sie es möchten. Diese Selbstbestimmtheit motiviert Kinder und stärkt zudem das Selbstbewusstsein.

3. Hausaufgaben müssen nicht den ganzen Nachmittag einnehmen! Probier’s mal mit zeitlicher Begrenzung!

Mir wurde schon von Erstklässler-Eltern erzählt, dass dort Hausaufgaben drei Stunden einnehmen und das jeden Tag! Kein Wunder, dass da Frust auf allen Seiten herrscht.
Tafel mit der Aufschrift: Hausaufgaben gefährden meine FreizeitKinder haben ein Recht auf Freizeit! Lasst sie spielen, toben und lachen. Sie brauchen diese Zeit für sich und zum Ausgleich zur Schule. Die Kindheit ist ein hohes Gut und gilt es zu bewahren. Es ist daher wichtig Hausaufgaben nur einen begrenzten Zeitraum zu geben.
An unserer Schule gelten z.B. folgende Richtzeit für Hausaufgaben:
Für das 1./2. Schuljahr 30 Minuten und für das 3./4. Schuljahr 60 Minuten. Alles was länger dauert bringt nichts. Kinder lernen dann einfach nicht mehr. Es ist zu viel. Im Gegenteil es führt zu Lernfrust. Und im schlimmsten Fall gefährden Hausaufgaben nicht nur die Freizeit, sondern auch die Gesundheit!
Schützt eure Kinder, indem ihr darauf achtet, dass Hausaufgaben zeitlich begrenzt werden. Auch, wenn das heißt, dass dann nicht alles fertig wird.
Leider ist es nicht ganz so einfach, wie es jetzt hier steht. Ihr könnt schließlich jetzt nicht einfach eine Eieruhr stellen (das rate ich den Eltern immer) und dann die Hausaufgaben einfach so abbrechen. An dieser Stelle ist ein Gespräch mit den Lehrern unumgänglich und sinnvoll, um eine individuelle Lösung zu finden.

4. Hausaufgaben müssen die Eltern-Kind-Beziehung nicht strapazieren! Probier’s mal mit einer anderen Person!

Wenn wirklich gar nichts mehr geht, Hausaufgaben die Eltern-Kind Beziehung gefährdet und sich alles nur noch um das Thema Hausaufgabe dreht, dann kann es auch hilfreich sein diesen Part einfach abzugeben. Wenn Eltern die Rolle des „Ersatzlehrers“ einnehmen, ist es für beide Seiten meist schwierig. Eine andere Person kann da schon Wunder wirken.
Viele Schulen bieten Hausaufgabenbetreuung an oder man fragt jemand Drittes: die Oma, die ältere Nachbarstochter oder eine Mutter aus der Klasse. Viele Eltern denken dann in diesem Schritt an Nachhilfe, aber zur Hausaufgabenbearbeitung ist diese nicht da und kann die Kinder sogar eher demotivieren.
Wenn das Problem ausgelagert wird, dann entspannt sich das familiäre Verhältnis oft schnell, alle können wieder durchatmen und die gemeinsame Zeit mehr genießen.

5. Hausaufgaben sind nicht das wichtigste im Leben!
Probier’s mal mit Gemütlichkeit!

Hausaufgaben nehmen in vielen Familien einen gewaltigen Raum ein und manchmal sind es eben auch die Eltern, die den Stress erst machen. Die Kinder sind noch nicht mal in der Tür, da werden sie schon bombardiert: „Was hast du heute auf?“ und bei der Erledigung der Hausaufgaben quatschen sie dann im schlimmsten Fall noch permanent rein.
Macht euch und euren Kindern keinen Stress. Habt Vertrauen. Lasst eure Kinder auch mal Fehler machen, Hausaufgaben vergessen- auch das müssen sie lernen. Ich möchte hiermit nicht zum Larifari Umgang mit Hausaufgaben aufrufen, sondern daran appellieren, dass Eltern sich bei Hausaufgaben zurückhalten sollten. Natürlich dürfen Eltern bei Fragen zu Rate gezogen werden, aber der Impuls sollte vom Kind ausgehen. Stärkt euren Kindern den Rücken, indem ihr signalisiert, dass ihr es ihnen alleine zutraut. In der Schule sind sie ja auch auf sich gestellt.
Mit einer solchen Gelassenheit kommt mehr Leichtigkeit in die tägliche Hausaufgabensituation.

Scoyo ELTERN! Blog Award 2018

Mit diesem Artikel nehme ich an dem scoyo ELTERN! Blog Award 2018 zum Thema „Nachhilfe & Förderung: Was hilft Kinder wirklich?“ teil.
Die Idee hatte ich sofort. Denn obwohl ich mich in Elternzeit befinde, werde ich von den Müttern in den Babykursen, die schon schulpflichtige Kinder haben, oft um einen Tipp bei Hausaufgaben-Problemen gebeten.
Mich beeindruckt dabei der Perspektivenwechsel: ich bin jetzt Mutter und fühle ganz anders mit den Eltern, die täglich Hausaufgabenkämpfe ausfechten und habe auch das Gefühl, dass meine Tipps von den Müttern ganz anders angenommen werden, als es bei den Eltern der Fall war.

Manchmal reichen schon kleinste Veränderung, um die täglichen Auseinandersetzungen bei den Hausaufgaben zu beenden oder zumindest zu minimieren. Von daher hoffe ich, dass ich mit meinen Anregungen in diesem Artikel ratlosen Eltern Mut machen kann, mal einen anderen Weg auszuprobieren und Hausaufgaben mit mehr Leichtigkeit zu begegnen.
Ganz nach Balus Motto:

„Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit jagst du den Alltag und die Sorgen weg!“

Liebe Grüße Angie

 

Ich habe beim Verfassen des Artikels auch Lust bekommen, mich nochmal aus Lehrersicht mit dem Thema auseinander zu setzen. Hausaufgaben sind ja immer ein Balanceakt zwischen zu viel und zu wenig, keine Hausaufgaben, Hausaufgaben übers Wochenende- wie man es macht, es ist sowieso verkehrt.
Doch mit den Fragen zum Umfang der Hausaufgaben ist es für uns Lehrer ja noch nicht getan: die Hausaufgaben müssen korrigiert und gewürdigt werden, man muss sich überlegen wie man mit vergessenen Hausaufgaben umgeht… das nimmt manchmal viel Unterrichtszeit in Anspruch.
Generationen von Eltern, Kindern und Lehrern ärgern sich schon mit Hausaufgaben rum. Warum eigentlich? Warum schafft man sie nicht einfach ab? Wie sinnvoll und wirksam sind Hausaufgaben? Wie kann ich meine Hausaufgabenpraxis optimieren? Diesen Fragen werde ich in einem weiteren Artikel nachgehen- aber zunächst lass ich Schule, Schule sein und genieße meine Elternzeit 😉

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