Reisebüro

Hotelbewertungen – mehr Schein als Sein

Bevor ich eine Reise buche, lese ich gerne Bewertungen von Gästen. Vor allem um Buchungsflops zu vermeiden, aber auch weil diese oft wertvolle Tipps enthalten. Nicht selten muss ich aber auch die Augen verdrehen, worüber sich Leute aufregen können. Dennoch waren Hotelbewertungen für mich immer ein wichtiges Kriterium bei der Hotelauswahl. Doch mein Vertrauen in Bewertungsplattformen wurde in meinem jetzigen Urlaub zerstört. Wie man mich nötigen konnte meine negativen Erfahrungen nicht zu veröffentlichen, möchte ich euch mit diesem Artikel erzählen.

Unser Problem – Überbuchung des Hotels

Fehler passieren, aber wie damit umgegangen wird, ist entscheidend. Als wir in unserem Hotel (bekannte Hotelkette!) ankamen, hieß es, dass es technische Schwierigkeiten geben würde und die Handwerker noch zwei Tage für unsere Zimmer benötigen würden. So lange müssten wir im gegenüberliegenden Hotel schlafen. Uns kam dies sehr komisch vor, da wir ja sowohl ein Zimmer mit Meerblick und eins mit Gartenblick gebucht hatten und beide sollten jetzt zur gleichen Zeit ausgefallen sein?
Keine Diskussion half, wir zogen ins andere Hotel. Nervig mit dem Gepäck und mit Kleinkind sowieso. Beschwerde beim Reiseveranstalter war auch ernüchternd- eine Kostenerstattung können wir in Deutschland geltend machen.
Nach zwei Tagen haben wir dann die Karten für unsere Zimmer bekommen, als Wiedergutmachung wurde uns ein Zimmer-Upgrade angeboten. Dazu sollten wir einfach nur den Zettel unterschreiben- als ich das Kleingedruckte las, war ich sprachlos.

Zum Einen stand da nun sehr eindeutig, dass es ein Überbuchungsproblem war (diese Unehrlichkeit finde ich frech!) und zum Anderen musste ich mit der Unterschrift gefühlt alle meine Rechte (selbst meine Meinungsfreiheit) und den Anspruch auf Kostenerstattung beim Reiseveranstalter abgeben.

Warum ich trotzdem unterschrieben habe

Die arme Rezeptionsdame (sie kann nämlich auch nichts dafür) wurde schon ganz nervös, als sie merkte, dass ich mir das Gesamte durchlas. Auf die Frage was wäre, wenn ich nicht unterschreiben würde, hieß es, dass wir dann nochmal zwei Tage auf die von uns gebuchten Zimmer warten müssten. Eine fiese Masche! Ich fühlte mich genötigt zu unterschreiben, um endlich unseren Jahresurlaub genießen zu können. Schließlich standen wir mit den erneut gepackten Koffern vor der Rezeption und so hätte wir nochmal das ganze Gepacke gehabt. Außerdem war es nervig ständig zwischen den beiden Hotels hin und her zu laufen. Das wollte ich mir nicht nochmal zwei Tage antun.

Das Ganze hat Methode

Schon am Anreisetag hörte ich von anderen Gästen, dass es ihnen genauso ergangen ist. Es sei wohl eine Masche. Verwundert darüber, dass ich das in den Bewertungen nirgends gelesen habe, schaute ich mir nun nochmal genauer die schlechtesten Bewertungen an: 2011 und 2012 jeweils eine schlechte Bewertung wegen Überbuchung und des Vorwurfes, dass mit dieser Methode die leeren Zimmer des Nachbarhotels systematisch mit gefüllt werden. Seitdem nichts mehr. Komisch, dachte ich noch, bis ich zwei Tage später den Grund in den Händen hielt. Mit dem Wiedergutmachungs- Upgrade werden die Gäste mundtot gemacht und da man ihnen nicht wirklich die Wahl lässt, scheint es auch zu funktionieren. Gekränkt darüber, dass man mich einfach so meiner Rechte beraubt, habe ich mich ein wenig mit dem Thema Bewertungen beschäftigt.

Bedeutung von Bewertungen

Bewertungen helfen uns bei der Hotel- und Produktauswahl und sind daher für Firmen immer wichtiger. Wie geschäftsschädigend Bewertungen sein können, wurde mir erst durch die Recherche bewusst. Doch auch wie intensiv auf solche mit Klagen und Unterlassungsanzeigen reagiert wird. Ich verstehe die Bedeutung von Bewertungen für Unternehmen und dass es weitreichende Folgen haben kann, wenn man zu Unrecht schlecht bewertet wird. Doch wenn man keine schlechten Bewertungen mehr schreiben „darf“, welchen Wert haben Bewertungen dann noch?
Und wie versucht wird positive Bewertungen zu bekommen, fiel mir auch erst nach dem Urlaub auf. Bei einer Bestellung lag ein Schreiben bei, dass man bei Problemen direkt Kontakt aufnehmen möge und dass vier Sterne eine schlechte Bewertung seien. Ein anderer Anbieter bot mir einen kostenlosen zweiten Artikel für ein positives Feedback an. Wahnsinn! Wo bleibt da die Objektivität?

Mein kunterbunt und lebensfroh Tipp:

Mir war bewusst, dass Angestellte positive Bewertungen schreiben, aber dass so stark Einfluss auf Bewertungen genommen wird, hat mich sehr überrascht. Für mich als Konsument haben Bewertungen an Glaubwürdigkeit verloren. Hätte ich den Wisch nicht unterschreiben müssen, dann hätte das Hotel trotzdem eine positive Bewertung (für Lage, Service, Essen…) von mir erhalten, aber ich hätte auch darauf hingewiesen, dass ich den Verdacht habe, dass das Hotel systematisch überbucht wird. Ich denke nämlich, dass das für andere Gäste gut zu wissen ist und dass nur so eine Besserung vom Hotel angestrebt wird. So kommt der Manager ja ohne Konsequenzen mit der Masche durch und macht eifrig damit weiter…
Ich hoffe, dass ich euch mit diesem Artikel für Bewertungen sensibilisieren konnte. Mir hat es gut getan zumindest hier meine Meinung äußern zu können. Ich werde auch in Zukunft nicht auf Bewertungen verzichten, aber die Entwicklung scharf im Blick behalten. Ich freue mich also, wenn ihr weiter ehrliche Bewertungen schreibt!

Viel Spaß beim Bewerten!
Liebe Grüße Angie

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